Die Halbwertzeit von Nachrichten wird immer kürzer. Wir leben in einem medialen Zeitalter. Wir sind die Kommunikationsgesellschaft. Fernsehen, Radio, Internet, Web 2.0, Facebook, Twitter, wer soll da noch den Überblick über die Nachrichten aus den letzten Wochen behalten? Ganz anders sieht es mit den Nachrichten aus, die uns zur Zeit aus Japan erreichen. Jeden Tag fluten neue Schreckensbilder die Welt. Und die Halberwertzeit dieser besorgniserregenden Mitteilungen verlängert sich mit jedem neuen Zwischenfall… spätestens bis zum nächsten Super-GAU.
Je öfter neue Zahlen aus den zerstörten AKWs von Fukushima übermittelt werden, desto überzeugender scheint in der deutschen Bevölkerung die Bereitschaft, Strom aus alternativen Energiequellen (Wind, Wasser, Sonne, Biogas) zu beziehen. In der Zeit vor Fukushima wollten bisher nicht einmal 8 Prozent aller Deutschen den Ökostrom.
Zur Zeit jedoch stapeln sich die Ökostrom-Anträge bei den Anbietern. Energieversorger wie Lichtblick oder Greenpeace Energy aus Hamburg und EWS aus Schönau ver-x-fachen ihren Kundenstamm. Und das ist gut so. Doch Vorsicht ist geboten! Erstens steckt nicht überall Öko drin, wo „Öko“ drauf steht, zweitens sollte man sich mit diesem Umstieg kein „grünes Gewissen“ erkaufen. Wer jetzt denkt, am Tag des Wechsels kommt nur noch „sauberer“ Strom aus der Steckdose, der liegt völlig falsch. Der Strom ist der gleiche. Der sauberste Strom ist immer noch der, den ich nicht verbrauche. Als Mieter einer 3-Zimmer Wohnung, die meine Frau und ich von einem Arbeitnehmerpärchen vor drei Jahren übernommen haben, wunderte ich mich über die Nebenkosten des (sehr sparsamen) jungen Paares. Die Kosten für Gas und Strom machten etwa ein Viertel der gesamten Mietkosten aus. Viel zu viel. Der Grund für die hohen Kosten lag im kaum verkleideten und nicht ausgebauten Dach des Hauses (Baujahr 1962) und an den vielen elektrischen Verbrauchern der Vormieter, die sich als Berufseinsteiger und Doppelverdiener ohne Kinder vom Fernseher über die Hi-Fi-Anlage bis zu zwei Laptops plus PCs sowie eine Waschmaschine einiges leisten konnten.
Das grüne Gewissen sollte aber auch in diesem Fall aus mindestens zwei Komponenten bestehen: Aus dem Umstieg UND aus dem Verzicht. Im Fall von meiner Frau und mir beantragten wir bei unserer Vermieterin den Ausbau des Dachbodens, den sie (mit Fördermitteln der Stadt) prompt realisierte. Zudem statteten wir unsere Steckdosen in der Wohnung mit so genannten Funkabschaltern (siehe Photo) aus und ersetzten die Glühbirnen durch Öko-Sparlampen. Die Anschaffungskosten waren sehr gering, sie lagen noch im zweistelligen Bereich, der Gewinn jedoch machte sich schon auf der zweiten Nebenkostenabrechnung bemerkbar. Durch das Telefonat mit unserer Vermieterin, den Gang in den Baumarkt und die geringen Anschaffungskosten der Energiesparhilfsmittel sank der Gas-Verbrauch um 20% und der Stromverbrauch um gute 15%. Und es geht so weiter. Tag für Tag. Monat für Monat. Jahr für Jahr. Das beruhigt nicht nur das grüne Gewissen sondern auch den Geldbeutel. Und zum Thema Ökostrom… der fließt übrigens schon seit unserem Einzug durch die Leitungen. Die Ökospinner von gestern werden die Gewinner von morgen sein – siehe Baden-Württemberg.