Sportliches

8 Gründe, warum Preußen Münster aufsteigen wird

Trainer Marc Fascher Stürmer Güvenisik SC Preussen Muenster
So wollen sie am Ende wieder jubeln: Trainer Fascher, Stürmer Güvenisik, (Bild: SC Preussen Münster)

In den Foren, auf der Homepage des Vereins und auf den Fanblogs ist es zur Zeit seltsam ruhig. Was ist los beim SC Preussen Münster? Ist es die Ruhe vor dem Sturm? Zunächst ein kurzer Blick zurück. 2006. Der einhundertste Geburtstag des Vereins. Faktencheck. Regionalliga Nord. Niederlage im Abstiegsspiel gegen den Wuppertaler SV: Viertklassigkeit. Fünf neue Trainer in den zurückliegenden zwei Jahren. Dann der Aufbruch. 2007, ein neuer Trainer. Qualifikation für die 1. Hauptrunde des DFB-Pokals. Die knappe Niederlage gegen den VFL Bochum im Elfmeterschießen. Im nächsten Jahr das gleiche Bild. Aber mit neuer Haupttribüne. Aufstiegsambitionen. Tolles Spiel in der 1. Runde des DFB-Pokals, aber wieder eine Niederlage, diesmal gegen den Bundesligisten Hertha BSC, vor 18.000 Zuschauern. In der Saison 2009/10 ohne Aufstiegschancen. Das junge Konzept mit Roger Schmidt/Carsten Gockel will nicht greifen. Mehr Geld vom Sponsor. Jetzt mit neuem Trainer Marc Fascher, seit März 2010 im Amt.

Wer Fan des SC Preußen ist, musste in den letzten Jahren leiden können. Drei DFB-Pokal-Hauptrunde-Teilnahmen, drei knappe Niederlagen (zuletzt ein knappes 1:2 gegen den VFL Wolfsburg). Und zu Beginn einer jeden neuen Saison gibt es neue Hoffnungen. Aufstieg? „In diesem Jahr ganz sicher“, ertönte es in jährlicher Regelmäßigkeit aus der Chefetage. Doch in diesem Jahr, in der Saison 2010/2011 ist alles anders.

Die professionellen Strukturen beim SC Preußen Münster wurden für die neue Spielzeit in der Breite ausgebaut. Was in den Jahren zuvor FSJler bzw. Studenten erledigten (und davon hat die Stadt eine ganze Menge), wurde in professionelle Hände gelegt (Stichwort: Nullsechs.tv). Trainer Marc Fascher, ein Glücksfall für den Verein, weiß, wie man Meisterschaften gewinnt. Das hat er bereits erfolgreich in Emden und Jena bewiesen. „Spiele werden im Sturm entschieden, Meisterschaften mit einer guten Abwehr“, so sein Credo. Und Faschers Defensiv-Taktik geht auf. In Zahlen heißt das, 16 Liga-Spiele, 33 Punkte, 24:12 Tore. Die wenigsten Gegentore der Liga. Oder, noch aktueller, in sechs Testspielen ließ der SC Preußen nur zwei Gegentore zu, verlor keine Partie. In der Hinrunde der Spielzeit 2010/2011 musste sich die neu formierte Mannschaft erst finden. Dennoch hieß es zur Winterpause: Platz 2. Und das mit nur 16 Spielen.

Hier sind acht gute Gründe, warum der SC Preußen Münster am Ende der Saison 2010/2011 in die dritte Liga aufsteigt.

1. Der neue Trainer Marc Fascher. Bereits bei seinen vorherigen Trainerstationen in Emden und Jena hat der ehemalige Verteidiger aus Hamburg bewiesen, dass mit der Aufstellung und der Durchsetzung eines eigenen Konzeptes am Ende durchaus Erfolg stehen kann. Fascher brachte Ordnung in die Mannschaft. Parallelen zu Kollegen aus der Bundesliga (Van Gaal) sind sicherlich nicht rein zufällig..

2. Die Vereinsführung. Sie steht geschlossen hinter dem Trainer. Nach der Trennung vom beliebten Trainer Roger Schmidt Anfang 2010 hat sich Manager Carsten Gockel mehr und mehr aus der sportlichen Führung zurückgezogen. Kein Platz mehr auf der Trainerbank, nur wenige Stellungnahmen in den Medien. Der Trainer kann schalten und walten. Wie es nicht laufen sollte, ein Negativbeispiel in punkto Machtspielchen zwischen Trainer, Vorstand und Manager erleben wir gerade beim deutschen Rekordmeister.

3. Die starke Defensive. Mit Neuverpflichtungen wie Halet, Duah oder Huckle hat Trainer Marc Fascher die Mannschaft gerade auf den defensiven Positionen enorm verstärkt. Wird zur Rückrunde auch der starke David Fall wieder fit, dürfte es für die gegnerischen Angreifer kein Vorbeikommen geben. Und nur 12 Gegentore sprechen eine deutliche Sprache.

4. Die Raute Dogan, Kara, Chitsulo, Güvenisik. „Jeder Trainer in der Regionalliga kann froh sein, wenn er Offensivspieler wie Kara oder Güvenisik in seiner Mannschaft hat“, so Trainer Fascher zu Beginn der Saison 2010/2011. In dieser Zusammensetzung hat die Raute mehr als 2/3 aller Spiele absolviert. Wenn zudem ein Überraschungsspieler wie Chitsulo die meisten Tore macht, dürfte diese Einheit in der Rückrunde nur schwer zu knacken sein.

5. Die gute Mischung. Die Mannschaft ist im Schnitt 27 Jahre alt. Viele ältere Spieler (Fall, Kirsch, Özkara) wollen noch einmal angreifen. Ihre Erfahrung wird für das wichtige Ziel Aufstieg Gold wert sein. Und die jüngeren Spieler würden gerne ihrem ehemaligen Kollegen Jens Wissing (jetzt Borussia Mönchengladbach) nacheifern und sich für größere Mannschaften empfehlen. Das geht natürlich am besten mit einem Aufstieg.

6. Die ernst gemeinten Planungen für die dritte Liga. Dass die dritte Liga bereits im Visier der Verantwortlichen ist, zeigen nicht nur die Gespräche der Politiker der Stadt mit der Vereinsführung des SC Preußen Münster. SPD-Fraktionschef Wolfgang Heuer, ein langjähriger und „ehrgeiziger“ Fan des Vereins hält den Aufstieg für „wünschenswert“, CDU-Oberbürgermeister Markus Lewe will „alles dazu beitragen, dass die Preußen in die dritte Liga kommen.“

7. Die Fans. Obwohl in den letzten Jahren nicht immer „eitel Sonnenschein“ herrschte innerhalb der diversen Fangruppierungen, sind vor allem die gegnerischen Fans bei jedem Auswärtsspiel stets ehr angetan von den Anfeuerungen und Schlachtgesängen der Adler-Fans. Die Rückrunde wird zeigen, dass die Preußenfans der wichtigen Aufgabe des „dreizehnten Mannes“ durchaus gewachsen sind.

8. Die Schwäche der gegnerischen Mannschaften. Zu Beginn der Saison hatten viele Regionalliga-West-Trainer die starken zweiten Mannschaften von Köln, Schalke und Co sowie auch die im Vorjahr starken Lotteraner auf dem Zettel. Viele Trainer vermuteten Verstärkungen aus den ersten Mannschaften. Doch Leistungen von beispielsweise Lustlos-Profi Albert Streit (Schalke II, nur Platz 10) oder den Bundesliga-Profis Adil Chihi / Cullmann in Köln (nur Platz 7) geben keinen Anlass zur Sorge. Lotte hat sich zudem in der Winterpause noch verstärken müssen.

Trotz dieser guten Aussichten kann natürlich am Ende alles ganz anders aussehen. Es darf keine Verletzungen und Streitereien im Mannschafts- bzw. Vorstandsgefüge geben. Aber dazu gibt die aktuell gute Laune der Mannschaft und der Verantwortlichen keinen Anlass. Nach fünf mageren Jahren haben die Fans und die Verantwortlichen Erfolgserlebnisse bitter nötig – und sicherlich auch verdient. Spielen jetzt noch die Medien und auch die Zuschauer mit, steht dem Aufstieg des SC Preußen Münster im Mai 2011 nichts im Wege. Das meinen auch 60 Prozent der LeserInnen der Westfälischen Nachrichten. Am kommenden Mittwoch, 28.01.2011 heißt der erste wichtige Gegner Fortuna Düsseldorf. Drücken wir den Adlerträgern die Daumen!