Bevor es schon wieder in eine neue Kinowoche geht, will ich an dieser Stelle (mit etwas Verspätung) schnell noch meine Kritiken zu meinen letzten Filmbesuchen loswerden. Denn diese neuen Filme hatten es in sich. Zusammen mit meiner Frau hatte ich mich sehr auf einen Besuch der Neuauflage von James Camerons „Titanic“ gefreut. 15 Jahre nach seinem Mega-Erfolg, brachte Cameron pünktlich zum 100. Jahrestag des wohl bekanntesten Schiffsunglücks der Geschichte seine parallel erzählte Liebesgeschichte zwischen Rose (Kate Winslet) und Jack (Leonardo DiCaprio) erneut auf die Leinwände – aufbereitet in 3D. Während die einen von „Geldschneiderei“ (ARD) sprechen, boten mir die (wenigen) Szenen in der neuen Dimension durchaus einen Mehrwert, der den Kauf der (teuren) Eintrittskarte rechtfertigt. „Titanic“ ist und bleibt ein Meisterwerk, ein Kunstprodukt, das zur kulturellen Bildung dazu gehört wie ein Besuch des Louvre in Paris. Reingehen! Meine Kurzkritik dazu hier.
Ein ähnlich positives Filmerlebnis hatte ich mir auch von Tarsem Singhs „Spieglein, Spieglein„, der Neu-Interpretation des bekannten „Schneewittchen“-Märchens von den Gebrüdern Grimm, erhofft. Auch, weil ich ein großer Fan des indischen Bildermagiers („The Cell“, „The Fall“) bin. Doch nach etwa 60 Minuten dieser insgesamt 106 minütigen Märchenstunde stellt sich Ernüchterung ein. Nicht, weil sich Tarsem Singh mit der Interpretation des Märchens zu viel zugemutet hat, sondern weil seine Darstellerinnen Lily Collins (Schneewittchen) und Julia Roberts (Königin) die nötige Dosis Charisma bzw. Boshaftigkeit vermissen lassen. So changiert ihr Spiel ein ums andere Mal zwischen albernem Augenrollen und hektischen Tätigkeiten einer Garderobiere hin und her, insgesamt also viel zu wenig, um das herausragende Setting und die atemberaubenden Kostüme mit Leben zu füllen. Nur etwas für Fans, ein paar Worte dazu hier.
Der neue, erst zweite Beitrag des talentierten Regie-Newcomers Steve McQueen sollte meine Laune wieder aufbessern. Sein Drama „Shame“ kam mit einiger Verspätung und reichlich Vorschußlorbeeren nach Münster. „Shame“ erzählt die Geschichte eines… halt…, erzählt Steve McQueen eine Geschichte? – Nein, nicht wirklich. Fange ich also noch einmal neu an: In „Shame“ geht es um einen überzeugten Single (Michael Fassbender), Mitte dreißig, der unter Sexsucht leidet. Als Brandon, so sein Name, Besuch von seiner (weniger gefestigten) Schwester (Carey Mulligan) bekommt, sieht er sich seiner Freiheit beraubt, entledigt sich seiner Porno-Sammlung, seiner Videos und sonstiger (Sex-)Spielzeuge und sucht sein Heil in weiteren Minuten-Bekanntschaften, für deren Dienste er mal bezahlt, mal nicht. Wer eine Entwicklung, Hintergründe oder vielleicht ein Happy End erwartet hatte, der wurde bitter enttäuscht. Ich wurde es auch. Das Umkreisen einer gestörten Figur an bestimmten Schauplätzen ist mir in einem Film viel zu wenig. Einige nennen das „meisterlich“, ich nenne es prätentiös. Für mich ist „Shame“ bisher die größte Enttäuschung des Kino-Frühlings 2012, auch, weil ich das Spielfilmdebüt „Hunger“ von Steve McQueen sehr mochte. Auch dazu ein paar kritische Worte hier. Auf in die nächste Kinowoche!