Kultur

Eisern, offen und verliebt – Meine Filme vom Wochenende

Szenenbilder aus den Filmen Die Eiserne Lady Tag und Nacht Samson und DelilahUnterschiedlicher hätte die Filmauswahl an diesem Wochenende kaum sein können: Ein so genanntes Biopic mit der Oscar(R)-prämierten Meryl Streep, ein Doku-Drama über zwei offenherzige Wiener Studentinnen und ein berührendes Spielfilmdebüt aus Australien. Aber der Reihe nach: So unterschiedlich die Filme, so unterschiedlich waren auch die Gäste in den Vorstellungen. Ein Film über eine bekannte britische Politikerin hat nunmal an einem Sonntagnachmittag ein anderes Publikum als ein australisches Spielfilmdebüt am Montagabend in einem Programmkino. Gerade an diesen beiden Filmen zeigt sich, wie unterschiedlich Geschmäcker sein können.

Fast vollbesetzt war das Biopic von Phyllida Loyd über die „Eiserne Lady“ Margaret Thatcher am Sonntagnachmittag. Angefeuert durch den Oscar für die zugegeben herausragende Meryl Streep war das Publikum in Münster sichtlich angetan von dem Film. Für mich waren die Rückblenden bzw. Erinnerungsfetzen einer an Demenz erkrankten älteren Dame viel zu wenig. Durch diese Herangehensweise entzieht sich die filmische Betrachtung jedweder Kritik, sie kreist vielmehr um profane Privatangelegenheiten und wird dadurch von Sekunde zu Sekunde mehr und mehr zum Ärgernis. Das Leben von Margaret Thatcher hatte weitaus mehr zu erzählen als diese rührseligen Rückblenden. Mehr dazu in meiner Kurzkritik.

Für mich eine fast genauso große Enttäuschung war das Doku-Drama „Tag und Nacht“ von der Österreicherin Sabine Derflinger. Offen, schonungslos und nüchtern lässt sie zwei Studentinnen auf das „Abenteuer“ Escort-Service los. Aus LUST am Abenteuer wohlgemerkt. Der Film ist so nackt, er verzichtet sogar auf Dramaturgie, Handlung oder Rhytmus. Nach einer Weile wirkt das Ganze (jetzt mit österreichischem Dialekt lesen) nur noch arg fad. Meine Kurzkritik dazu.

Die positivste Überraschung in dieser Woche war ein kleines Spielfilmdebüt aus Australien, das schon Ende Dezember 2011 in Deutschland Bundesstart hatte und mit etwas Verspätung endlich auch in Münster zu sehen ist. Dazu nur so viel: Der Film ist eine Herausforderung: Wenige Dialoge, harte Lebensumstände, einige Leerstellen. Aber wer sich dieser Herausforderung stellt, genießt ein kleines Meisterwerk, das einen eine Weile lang nicht mehr loslässt. Also, „Samson und Delilah“ des Aborigines Warwick Thornton von 2009, wenn er in deiner Stadt läuft: Anschauen! Meine Kurzkritik dazu.

Mein Filmtipp der Woche: