Er ist die Kunstfigur, die sich Atze Schröder nennt. Markenzeichen: Lockenperücke und getönte Sonnenbrille. Seit zehn Jahren füllt der Comedian aus Westfalen bereits die Hallen in Europa. Sein Erfolgsgeheimnis? „Jeder Abend ist für mich wie ein Endspiel. Die Leute spüren, wenn man sie ernst nimmt.“ Das konnten am Altweiber-Donnerstagabend auch knapp 3.000 Besucher in der ausverkauften Münsterlandhalle am Albersloher Weg in Münster erleben, die „ihren Atze“ mit seinem neuen Programm „Revolution“ zum vierten Mal im Münsterland begrüßen durften. Ein Heimspiel also für den Mittvierziger aus Emsdetten. 2 Stunden Atze Schröder, das sind zwei Stunden kunstvoll inszenierte Selbstreferentialität. Seine kritischen Betrachtungen über den Zustand der Republik beginnen häufig mit „Da komme ich in den Laden…“ oder „Ich liebe diese Sendung„.
Die Lieblingsthemen des selbsternannten Service-Dienstleisters in Sachen Unterhaltung sind Figuren aus dem TV- und Showbusiness. Egal ob Verona Pooth („Wer macht denn schon gerne Werbung für KiK? – Aber wer mit Franjo verheiratet ist braucht jeden Cent„), Sandy Meyer-Wölden („Da war ich letztens bei Sandy und Pocher eingeladen und Sandy fragt mich, Atze, warum ärgerst Du mich andauernd?„) oder Boris Becker, bis auf KollegInnen aus der eigenen Zunft bekommt bei Atze Schröder jeder sein Fett ab. Doch dass Comedy nicht nur für Fernsehsüchtige und Gala-Leser gemacht wird, bewies er mit dem ersten Teil seines neuen Bühnenprogramms „Revolution“. Sein viertes Bühnenprogram übrigens. „Und diesmal steht nicht `FSK ab 0 Jahren` auf dem DVD-Cover, wie bei Mutterschutz„, verspricht er seinen Fans. Oder war das eine Drohung? Im neuen Programm geht es auch um einen fast schon vergessenen Gender-Diskurs. Um den verweichlichten Mythos der Maskulinität zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Im Atze-Slang: „Um die Tunte“.
„Bei zwei Frauen an der Spitze unseres Landes“ oder „wenn sich Fußballprofis bei der Pediküre verletzten, sei es höchste Zeit für eine Revolution“, so der selbsternannte Che Guevara-Fan. Die Bühne der Münsterlandhalle war mit einem alten Jagdbomber und Revolutions-Devotionalien „geschmückt“. Doch im Gegensatz zu der Rede seines Idols vor der UN-Vollversammlung in New York dauerte die Rede des deutschen Comedian nur bis zur nächsten Bier- und Pinkelpause seines Publikums. Also etwa 20 Minuten. Von Revolution war nach der Pause keine Rede mehr. Schließlich sei er doch nur „ein kleiner Komiker aus Deutschland“, gab er schließlich kleinlaut bei. Dem Publikum war das egal. Nein, sie lieben ihren Atze für diese Nähe und goutieren seine Wortakobatik mit reichlich Applaus und ehrlichen Lachern. Lacher, die bei Atze Schröder übrigens nicht – im Gegensatz zu anderen Kollegen – von Band kommen, sondern hart erarbeitet sind. Jede Reaktion. Jede Pause. In mittlerweile über 150 Shows. Das Timing sitzt perfekt. Und will das Publikum mal nicht so wie der Künstler will, dann wird mit Schunkelschagern vom Kaliber („Wanderwarze„) Bata Ilic oder Peter Maffay ausgeholfen.
Im vergangenen Dezember hatte der Comedian noch in seiner Show „Ich kann 24 Stunden“ 24 Stunden Comedy (fast) ohne Pause vorgetragen. In Münster waren es an diesem Abend etwas mehr als zwei Stunden, mit drei Zugaben. Der „Maximo Leader der deutschen Humorschaffenden“ stellte kurz vor Schluss artig sein Comedy-to-go auf USB-Stick zum Mit-Nachhausenehmen vor, bedankte sich artig und hoffte, „dass alle einen schönen Einstieg in den Altweiberabend“ gefunden haben. Die zahlreichen (und zahlungswilligen) Atze-Fans, die an diesem Abend etwa zu 70 Prozent aus Männern bestanden, dankten ihrem Comedy-Liebling mit langanhaltendem Applaus. Die Kuntsfigur Atze Schröder hatte es also wieder einmal geschafft. Auf den Fahrradwegen der Stadt waren noch am späten Abend unzählige Atze-Sprüche zu hören und Fans mit den typischen Atze-Perücken zu sehen. Ein besseres Kompliment kann eine Stadt, neben fünf ausverkauften Shows, ihrem Star-Comedian nicht machen. Weitere Termine zu den Shows von Atze Schröder, hier.