Münster / Köln – Als Bauingenieur und Journalist stelle ich mir immer öfter die Frage: Wo ist die Transparenz? Warum gelingt einigen Verantwortlichen nach unglücklichen Vorfällen keine vernünftige Krisen-PR? In diesem Fall geht es um den Einsturz des Stadtarchivs in Köln aufgrund von Tunnelarbeiten. Am 3. März, kurz vor 14 Uhr war das Gebäude des Stadtarchivs an der Severinstraße in Köln eingestürzt. Zwei Nachbargebäude wurden beschädigt. Viele Dokumente werden zerstört, ein nicht nur kultureller Verlust von unschätzbarem Wert.
Zu Anfang heißt es, dass wie durch ein Wunder keine Personen zu Schaden gekommen seien. Doch wenig später werden ein Bäckerlehrling und ein weiterer Jugendlicher vermisst. Vom Bauherr, den Kölner Verkehrbetrieben, kurz KVB, kein Kommentar. Und es kommt noch schlimmer: Die Leiche des 17jährigen Bäckerlehrlings wird geborgen. Drei Tage später, am 6. März, verteidigt KVB-Bauleiter Rolf Papst das Vorgehen des U- Bahnbaus in Köln und relativiert mögliche Eingeständnisse. Vor lauter Presseanfragen rinnt ihm nun die Zeit unter den Fingern weg. Doch wo ist hier der Verantwortliche für die Pressearbeit? Während des U-Bahnbaus sollen im Bereich Severinstraße keinerlei geologische Untersuchungen oder direkten Erdbeobachtungen mehr durchgeführt worden sein (Verantwortliche: Zerna Ingenieure Köln). Nachbarn klagten schon seit Wochen über Risse und Setzungen in den umliegenden Gebäuden. Warum wurde der Tunnel nicht vereist in so einer „empfindlichen“ Umgebung? Rolf Papst ist nach wie vor davon überzeugt, es mit einer „sehr plötzlichen Havarie im Unterboden“ zu tun gehabt zu haben, die „sich in keiner Weise angekündigt habe.“
Am 8. März tritt Oberbürgermeister Schramma vor die Kameras. Er ist mächtig sauer. Vor allem auf die KVB. Vor laufenden Kameras wiederholte der OB mit merklicher Wut in der Stimme seinen Appell an das Unternehmen, jetzt alle Arbeiten, die nicht der Bauwerkssicherung dienen, für etwa zwei Wochen zu unterlassen. Doch die KVB reagiert zunächst nicht. Unternehmenssprecher Franz-Wolf Ramien dazu: „Seit Beginn des staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahrens geben wir keine Auskünfte mehr, die sich auf die Ursache des Unglücks beziehen könnten.“ Unglücke können passieren. Menschen machen Fehler. Doch schlechter kann eine Krisen-PR gar nicht laufen.