Die Bürgerinitiative „Pro Hindenburgplatz“ hat am Freitag im Rathaus von Münster zwei Kartons überreicht. Nach eigenen Angaben erhielten diese 16 689 Unterschriften. Das Ziel der Bürgerinitiative war damit erfüllt: Es sollten mehr als 9499 Unterschriften gesammelt werden, um den Ratsbeschluss vom 21.03.2012 über die Umbenennung des „Hindenburgplatzes“ in „Schlossplatz“ aufzuheben. Einer der Initiatoren, Stefan Leschniok aus Münster, stellte sich den Fragen der Presse.
Als Münsteraner, der die Politik in der Welt, im Land und auch in seiner Stadt kritisch beäugt, möchte ich dazu an dieser Stelle ein paar Sätze loswerden. Meine persönliche Meinung. Als Begründung für ihre Aktion nannte die Bürgerinitiative im Wortlaut: „Verschiedene repräsentative Umfragen haben gezeigt, dass eine große Mehrheit der Münsteranerinnen und Münsteraner am Namen Hindenburgplatz festhalten will. Der Hindenburgplatz trug seinen Namen seit 85 Jahren und ist als beliebter Ort der Stadt weit über Münster hinaus bekannt. Viele Münsteraner verbinden mit ihm ein Stück Heimat.“ Siehe dazu auch das Photo unten.
Ich möchte behaupten, dass diese Feststellungen der BI fadenscheiniger klingen als die Behauptung der Münsteraner-SPD-Abgeordneten, die letztendlich zum Ratsbeschluss am 21.03.2012 führte. Zur Erinnerung, die Abgeordneten der SPD regten bereits 2008 an, dass der Name „Hindenburg“ als Name und demnach auch als Ehrung für einen zentralen Platz in der Stadt nicht mehr tragbar sei. Mit den Details, wieviel Anteil Reichskanzler Paul von Hindenburg an der Ermordungen tausender Juden zur Nazi-Zeit hatte, kenne ich mich nicht sehr gut aus. Das können andere besser beurteilen, wie zum Beispiel der Münsteraner Historiker Prof. Dr. Alfons Kenkmann, der von einer „Geschichtsklitterung“ seitens der Initiatoren sprach. Die, so wörtlich „Bände spricht über das Geschichtsbewußtsein der Bürgerbegehren-Initiatoren„.
Viele Meinungen für eine Namensänderung. Aber die kleinen und feinen Details für diese wenig tragbare Namensgebung, die es meiner Meinung nach zu beheben gilt, sind für mich viel entscheidender. Unter anderen die Aussagen einiger Fahrrad-Kuriere, bzw. Fahrrad-Taxi-Chauffeure und Stadtführer, die immer öfter die Bezeichnung des Platzes erklären müssen. Oder die Fragen aus dem Familien-Umfeld, wenn der Bus – wie viele hunderte andere jedes Jahr – in der Adventszeit am Hindenburgplatz hält. Oder die Tatsache, dass sich die Interviewer der Befragung, laut einem internen Papier „bitte nicht auf eine Diskussion einlassen sollten„. Oder der empörte Aufschrei einer ansässigen Reisebüro-Inhaberin, die zu Bedenken gab, dass die Namensänderung „einen hohen vierstelligen Betrag“ kosten würde. Wie hoch übrigens ihr Werbeetat pro Jahr sei, das wollte sie auf Anfrage nicht preisgeben.
Ja, ich liebe diese Stadt. Aber ich habe als Münsteraner weder an einer repräsentativen Umfrage teilgenommen noch verbinde ich mit dem Hindenburgplatz ein Stück Heimat. Deshalb frage ich mich, auf welche unbenannten Umfragen sich die Bürgerinitiative bezieht? Zum zweiten hatte Stefan Leschniok auf Fragen einiger Journalisten zugegegeben, dass vor allem Rentner die Aktion „überproportional stark unterstützt“ hätten. Das liegt für mich auf der Hand. Ich habe seit Mai drei verschiedene Freiwillige vor und während ihrer Befragung auf einem Supermarktparkplatz zuschauen und befragen dürfen. Die Interviewer, in diesen Fällen alle über 50 Jahre alt, überfielen in meinen Augen die meist älteren Supermarktkundinnen mit einer Suggestivfrage. „Wäre es ihrer Meinung nicht besser, wenn alles so bliebe?“ „... und diese Kostenersparnis..!“ Derlei Überfälle von Hobby- und ewig gestrigen emiritierten Historikern trüben in meinen Augen das Bild einer ehrlichen und nüchternen Befragung mit dem Ergebnis von knapp 17.000 Unterschriften, von denen übrigens nur 15.107 gültig sind.
Die Umbenennung, angetrieben durch die SPD, unterstützt von allen Fraktionen des Rates – bis auf die Abgeordneten der CDU – und auch vom Oberbürgermeister der Stadt, Markus Lewe, wird nun zum Politikum. Eigentlich eine Angelegenheit der Bezirksvertretung, mündet die Initiative nun in einem Bürgerbegehren, den der Rat der Stadt zunächst ablehnte. Bis heute sprachen sich nicht nur der „Seniorenrat der Stadt“ sondern viele Anwohner des Platzes, Vereine und Verbände gegen ein Pro-Hindenburg-Bürgerbegehren aus. Ein CDU-Abgeordneter verließ nach der Stellungnahme von Oberbürgermeister Lewe die Partei. Jetzt ist zu befürchten, dass eine Aussage des Linken-Abgeordneten Raimund Köhn eintritt, der in einer Ratssitzung an die CDU appelierte: „Ersparen Sie uns diese Peinlichkeit„.
Ich persönlich möchte nur ungern in einer Stadt leben, in der ewig gestrige Historiker „Erinnerungskultur bewahren möchten“ und mit zweifelhaften Methoden einige Unterschriften zusammentragen, um damit das Bild der Stadt über die Stadtgrenzen hinaus zu verunglimpfen. Die rechtsgerichtete „ProNRW“ hat bereits den Initiatoren gratuliert. Ich hoffe, dass die Bürgerinnen und Bürger der Stadt im Bürgerentscheid am 16. September die richtige, weniger „geschichtsverklitternde“ Wahl treffen.