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Quo vadis, Qualitätsjournalismus?

Screenshot zum Artikel Echo Preisverleihung 2013 Spiegel Online

Tagesaktueller Journalismus ist ein hartes Geschäft. Ich weiß, wovon ich rede. Deshalb sollte ich an dieser Stelle im Hinblick auf das schwierige Tagesgeschäft nicht an den Qualitätsjournalismus erinnern. Auch nicht in Bezug auf das derzeitige unangefochtene Leitmedium Spiegel Online. Aber ich muss ganz kurz ein wenig Luft ablassen. Und an die Qualität erinnern. Zudem werden die Verantwortlichen des betreffenden Online-Nachrichtenmagazins gerne und oft zitiert, wenn es um „Qualitätsjournalismus“ geht (allein die Google-Suche liefert dazu über 100 Einträge).

Stein meines Anstoßes ist ein Spiegel Online-Beitrag zu der gestrigen Echo-Verleihung. In seinem Artikel „Drei Stunden deutscher Glamour„, der auf den Sozialen Netzwerken mehr als 200 Mal verlinkt und auf der Artikelseite selbst über 60 Mal (Stand Freitag 13 Uhr) kommentiert wurde, bleibt einiges im Unklaren. So schreibt der Autor Tim Caspar Boehme zum Beispiel zur (bereits im Vorfeld kontrovers diskutierten) Ausladung der Band Frei.Wild: „Unterstützung bekamen sie von der NPD, die eine Mahnwache für Frei.Wild ankündigte. Zur feierlichen Veranstaltung am Donnerstag erschienen einige Fans der mutmaßlich rechten Band an den Berliner Messehallen.“ Hmm. Fällt da niemandem etwas auf? Da bleiben doch meiner Meinung nach einige Fragen offen. Zum Beispiel: Was ist eine rechte Band? Was ist aus der angekündigten Mahnwache der NPD geworden? Und vor allem wieviel sind „einige Fans“? Geht es da bitte etwas detailierter bzw. genauer? Sind es drei, vielleicht dreißig oder gar dreihundert?

Keinerlei Stellungnahme

Weiter im Text wird die Moderatorin dazu ins Spiel gebracht. Und zwar mit den Worten: „Helene Fischer, die Moderatorin des Abends, erwähnte Frei.Wild verständlicherweise mit keinem Wort.“ Warum verständlicherweise? Wäre es nicht die Pflicht der Moderatorin gewesen, kurz auf den Sachverhalt einzugehen und dazu Stellung zu nehmen? Das sieht der Autor des Artikels anscheinend anders. Auch mit den teilnehmenden KünstlerInnen hat er so seine Probleme: Die Amerikanerin Lana del Rey beschreibt er mit den Worten „juvenile Nostalgie-Pop-Ikone“. Über diese Bezeichnung dürfte sich allein die New Yorkerin selbst freuen. Sollte Sie den Artikel übersetzt bekommen. Immerhin hat die „juvenile“ 26-jährige, die mit richtigem Namen Elizabeth Grant heißt, ihren „Ikonenstatus“ wodurch erreicht? Durch bislang ein Album auf dem Markt?

Auch in Punkto Verteilung der Preise gab es einige Unklarheiten. So schrieb Tim Caspar Boehme über eine Verleihung: „In dem fast dreistündigen Fernsehelend – es galt 27 Kategorien durchzuhecheln -, überraschten gelegentliche erfrischende Wendungen. So konnte Harold Faltermeyer als Laudator…“ Stop. Fernsehelend? – Warum? Erfrischende Wendungen? Etwa von links nach rechts? Oder „von vorhersehbar zu unvorhersehbar“? Und wenn Letzeres, welche Vergabe war vorhersehbar und warum?

Nein, mit den Verben, Adjektiven und Mutmaßungen hat sich der Autor des Artikels ein ums andere Mal – um es vorsichtig zu formulieren – vergriffen. Nicht, dass ich an dieser Stelle missverstanden werde. Nichts liegt mir ferner, als Kollegen zu kritisieren oder zu beleidigen. Zudem habe ich ihn zahlreichen Artikeln und Tätigkeiten immer wieder auf die hervorragenden Artikel von Spiegel Online verwiesen. Aber diese Bezeichnungen, Mutmaßungen, Halb-Informationen haben mit „Qualitätsjournalismus“ nur sehr wenig zu tun. So, das musste jetzt kurz einmal raus.

Ein Gedanke zu „Quo vadis, Qualitätsjournalismus?

  1. Die Verleihung wird von allen Seiten viel zu schlecht gesprochen! Es ist nunmal eine Musikpreisverleihung die sich auf Verkaufszahlen beruft, dann künstlich die Kategorien zu kürzen ist doch totaler Nonsens!

    Es war eine gelungene Show. Gute Acts (sieht man von dem grausigen Tote Hosen Missbrauch Hannes Waders ab), gute Laudatoren (sieht man von Til Schweiger ab, was warn das?), und Helene Fischer sollte ruhig öfter mal sowas machen… rundum gelungen…

    Völlig übertrieben das ganze gemecker! Es ist nunmal eine Musikpreisverleihung, und das bleibt sie. Viel schlimmer ist da der deutsche Sportpreis (oder so)

    Aber der Artikel, um den es hier eigentlich geht: JEP! Totaler Murks

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