Münster – Der Seminartag war lang. Doch ich hatte es gerade noch zur wichtigen ARD-Sportschau geschafft. Und da ich wirklich müde war, blieb der Fernseher gleich an. Umschalten zwecklos. So kam ich zwangsläufig in den Genuss, die Live-Übertragung des „Eurovision Song Contest“ mitzuerleben. Vielleicht kann sich der ein oder andere noch an die seligen Zeiten der überschaubaren Programmauswahl erinnern? Die Übertragung des „Grand Prix de Eurovision de la Chanson“ ist in Zeiten von ARD, ZDF und Dritten Programmen ein Pflichttermin für jeden Samstagabend-TV-Fan gewesen. Für „Ein bisschen Frieden“ von Nicole war ich damals noch zu jung. Doch ich kann mich noch gut erinnern, wie die Grand-Prix-Teilnehmer Stefan Raab oder etwas früher Guildo Horn ordentlich Stimmung im WG-Zimmer verbreitet haben. Jetzt sollte also der Swing-Barde Roger Cicero für die passende Unterhaltung sorgen. Mit einem Song, der nicht wirklich Europa-tauglich ist, wie sich später herausstellen sollte.
Und heute in den Schlagzeilen? Was muss ich heute lesen? Bei der Berichterstattung über das Event am Samstag ist von `Stimmen Mafia` oder gar von Regeländerung die Rede. Was war passiert? Na, Roger Cicero hat trotz einer professionellen Darbietung seines Songs `nur` den 19. Platz erreicht. Die insgesamt 24 Länder, die zur telefonischen Abstimmung aufgerufen wurden, hatten sich für einen Song aus Serbien entschieden. Deutschland ist verstimmt. Im nächsten Jahr wird wohl der Modus geändert, weil auf den ersten zehn Plätzen vornehmlich Interpreten aus ehemaligen Ostblockländern zu finden sind. Man muss auch gönnen können, oder?