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Die besten Filme des Jahres 2024: Das waren meine Highlights

Szenenbild aus dem Film Die Unschuld mit der Überschrift Best of 2024

2024 war KEIN gutes Jahr für das Kino. Mit den Olympischen Spielen in Paris und der Fußball-EM im eigenen Land bekam das Kino übergroße Konkurrenz. Zudem brach der Streik der Autor*innen in den USA in 2024 voll durch. Publikumswirksame, große US-Blockbuster? Fehlanzeige! Der Bundesverband der deutschen Filmverleiher verzeichnete zwar, wie im letzten Jahr, über 600 Filmstarts in den deutschen Kinos, viele davon waren aber Wiederaufführungen und Sonder-Präsentationen („Best of Cinema“, etc.).

So hatten zwar auch kleinere Produktionen die Chance auf ein Publikum, aber letzteres goutierte das unterschiedliche Angebot in keinster Weise: Mit knapp 90 Millionen verkauften Kinotickets in Deutschland gab es nach 2023 erneut einen Rückgang – und erreicht einen neuen Tiefstand. Der Deutsche geht im Durchschnitt etwa 1,7 Mal ins Kino pro Jahr. Was sich leider auch auf die Kinotickets durchschlägt. Ein Kinobesuch mit der Familie, inkl. Popcorn und Getränken kann von den Kosten schnell dreistellig ausfallen. Da müssen Ideen her. Das Kulturticket für 18-jährige ist eine davon. Nicht nur die mittlerweile unüberschaubar zahlreichen Streamingdienste haben längst erkannt: Die Zuschauer kommen mit guten Angeboten. So wurden im TV-Bereich ältere TV-Produzenten genauso aus dem Ruhestand zurückgeholt wie ehemals beliebte TV-Formate entstaubt und der heutigen Zeit bzw. den heutigen Sehgewohnheiten „angepasst“. Und das Kino?

Das Kino und deren Macher wie Kreativen reagieren auf die Probleme mit noch mehr Mut (Filme, heimlich gefilmt im Iran) und noch mehr Vielfalt (zahlreiche „Genre-Mixe“). Den Cineasten freut´s. Ich habe mir in diesem Jahr zwar „nur“ 120 Produktionen angesehen bzw. ansehen dürfen, auch wegen eines Burn-Outs und eines erneuten Umzuges. Aber die Qualität der besten Filme war in 2024 nicht soooo viel schlechter als im letzten Jahr. Abermals gab es für mich in 2024 keinen Festivalbesuch und sehr wenige Previews und Pressevorführungen. So sind mir zum Beispiel Festivallieblinge wie „All of Us Strangers“ oder „All we Image as Light“ genauso „durchgerutscht“ wie die Kritiker*innen-Lieblinge „Eureka“, „Dahomey“ oder „Ivo.

Bleibt zu hoffen, dass es in 2025 wieder aufwärts geht mit dem Kino. Auf zahlreiche große Blockbuster als Publikumsmagneten sollte der Kinoliebhaber nicht hoffen, lediglich Mission:Impossible 8 Teil 2, Schneewittchen oder Avatar 3 (im Dezember) lassen da aufhorchen. Auch diese Filme werde ich mir anschauen, um hoffentlich am Ende des Jahres sagen zu können: Das Kino ist noch lange nicht tot.

Meine Kino-Top-Ten 2024

Auch am Ende dieses Jahres möchte ich zunächst auf folgende Sichtungen hinweisen.
Sie sind mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben:

10. Die Ermittlung (RP Kahl)

Ein intensives Wortgefecht zwischen Ankläger (Clemens Schick), Verteidiger (Bernhard Schütz) und den 18 Angeklagten im ersten großen Auschwitz-Prozeß in Frankfurt, in der Verfilmung des gleichnamigen Theaterstücks von Peter Weiss. RP Kahl gibt dem Theater im Kinosaal Raum zum Atmen, eine Fokussierung und erzielt mit geschickter Kamera die richtige, beklemmende Stimmung.

 

9. Gagarin – Einmal schwerelos und zurück (Fanny Liatard, Jérémy Trouilh)

Erzählt wird die berührende Geschichte des 16-jährigen Youri, der in einem großen Sozialbaukomplex namens Cité Gagarine im Südosten von Paris lebt. Obwohl seine alleinerziehende Mutter oft abwesend ist, hat es sich Youri (Alseni Bathily) schön eingerichtet in dem baufälligen Wohnkomplex. Ein sehr sehenswertes, zwischen Sozial- und Coming-of-Age-Drama changierendes Märchen, das vorurteilsfrei von der Kraft der Phantasie erzählt.

 

8. Dune: Part Two (Denis Villeneuve)

Nach dem etwas besseren Männer-Parfum-Spot mit Teil 1 haben Jon Spaihts und Denis Villeneuve der Geschichte um Paul Atreides schließlich den kinematographischen Rahmen verpasst, den die Geschichte von Frank Herbert aus dem Jahr 1965 verdient. Ein Ton-und Bildgewaltiges Sci-Fi-Meisterwerk, in den Bestenlisten zahlreicher Film-Portale längst unter den Top50 der besten Filme aller Zeiten.

 

7. Ich, Capitano (Matteo Garrone)

Was mit 200 Mio. Dollar und einer Romanvorlage machbar ist, hat Denis Villeneuve mit Dune: Part Two in diesem Jahr eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Wenn aber elf (11!) Autor*innen eine berührende Flucht-Geschichte eines 16-jährigen Fußballfans aus Dakar erfinden und ein Regisseur diese für 10 Mio. Dollar inszenieren soll, dann muss man vor Matteo Garrone (Dogman, Gomorrah) alle Hüte ziehen. Die Geschichte von Seydou (Seydou Sarr) und seine bewegende Flucht von Dakar nach Italien. Tief berührend.

 

6. The Zone of Interest (Jonathan Glazer)

Ein Film, der dir im Kinosaal die Kehle zuschnürt. Ein im wahrsten Sinne des Wortes bewegender Kinofilm. Die Geschichte des von Mai 1940 bis November 1943 verantwortlichen NS-Schergen Rudolf Höß, Oberbefehlshaber in Auschwitz, und seiner Familie. Das Grauen kommt nie sichtbar von der Tonspur, erzählt wird keine Geschichte, es gibt keinen Spannungsaufbau, nur Familien-Idyll. Mutiges Kino, nie wieder Rechtsextremismus!

 

5. Poor Things (Yorgos Lanthimos)

Nach „The Lobster“ und „The Favourite“ blickt Yorgos Lanthimos einmal mehr auf das Unwahrscheinliche, das Unerklärliche. Und seine Hauptdarstellerin Emma Stone dankt es ihrem Regisseur mit reiner, oscarreifer Spielfreude und einer groooßen Portion Neugier auf das Leben.

Trailer „Poor Things“ von 20th Century Fox Deutschland

4. Die Saat des heiligen Feigenbaums (Mohammad Rasoulof)

Die Entstehung dieses Films ist fast so packend wie dessen Inhalt: Gedreht wurde meist heimlich in einer Wohnung. Die Darstellenden durften niemandem von ihren „Freizeitaktivitäten“ erzählen. Nach der Fertigstellung musste Regisseur Rasoulof über die Berge nach Europa fliehen. Durch die Mithilfe einer Produktionsfirma aus Hamburg entstand schließlich die Geschichte einer Familie aus Teheran, die sich langsam nach der Beförderung des Vaters zum Ermittlungsrichter Schritt für Schritt auflöst. Ein Familiendrama, ein Polit- wie Psychothriller. Gewinner „Bester Film“ 2024 in Cannes und inzwischen über 20 weitere Preise.

Trailer „Die Saat des heilogen Feigenbaums“, Alamode Film

3. Emilia Pérez (Jacques Audiard)

Zugegeben, als Jacques Audiard-Fanboy war klar, dass auch die zehnte Regiearbeit (für´s Kino) des mittlerweile 72-jährigen Franzosen in meiner TopTen-Bestenliste auftauchen musste. Dass mich aber auch diese musikalische Transformation eines mexikanischen Drogenbarons zur Frau derart mitreißen würde, habe ich als Nicht-Musical-Fan nicht gedacht. Aber es passt hier die Schwere des Themas mit den Gesangseinlagen – ganz anders als bei Joker: Folie à deux beispielsweise, der auch in diesem Jahr in den deutschen Kinos anlief.

Trailer „Emilia Pérez“, Filmladen Filmverleih

2. Anora (Sean Baker)

Anora, die nur Ani genannt werden will, eine junge Sexarbeiterin aus Brooklyn, verliebt sich ein einen russischen Oligarchensohn, der sie heiraten möchte. Als die Heirat in Las Vegas vollzogen wird, unternehmen Eltern, Bodyguards und armenische Aufpasser alles, um diese „Unaufmerksamkeit“ rückgängig zu machen. Sex, love and crime, erstklassige Musik und eine furiose Hauptdarstellerin Mikey Madison, meisterhaft.

Trailer „Anora“, Universal Pictures Germany



1. Kaibutsu – Die Unschuld (Hirokazu Kore-eda)


Ich hätte nicht gedacht, dass es nach meinem Lieblingsfilm des Jahres 2024 „Anora“ noch einen Film gibt, der mich noch mehr bewegt hat – aber es ist „Kaibutsu“, auf deutsch „Die Unschuld“. Ein Film-Ereignis. Drei Personen. Drei Perspektiven. Als der zehnjährige Minato sich immer verstörter und verschlossener verhält, findet seine alleinerziehende Mutter Saori im übergriffigen Sportlehrer den Schuldigen. Oder war doch alles ganz anders? Ein weiteres Meisterwerk von Kino-Humanist Hirokazu Kore-eda („Shoplifters“) mit herausragenden Darsteller*innen und bestechend schöner Musik-Untermalung. Taschentücher nicht vergessen bzw. bereithalten!

Trailer „Die Unschuld“, Wild Bunch Filmverleih

Das waren meine Highlights aus dem Kinojahr 2024. Wer die besten Filme des Jahres 2023 noch einmal nachlesen möchte, für den habe ich hier den Link dazu. Wir sprechen uns an dieser Stelle hoffentlich bald wieder. Und Kommentare zu meiner Liste gerne am Ende des Textes in die Kommentarspalte. Auf ein wunderbares Kinojahr 2025!

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