Münster – Nie mehr an hohe Handyrechnungen denken. Das wär´s doch! Was für viele noch ein Traum ist, wird vielleicht sehr bald Realität. Mirosoft sei Dank! Microsoft hat Pläne, per Windows Mobile kostenlose Web-Telefonie zu ermöglichen. Laut einem Bericht der Londoner Zeitschrift „The Business“ ließ Microsoft-Chef Steve Ballmer vergangene Woche bei der Mobilfunkmesse 3GSM in Barcelona beiläufig eine Sensationsmeldung vom Stapel. Obwohl eine Menge Technik-Korrespondenten mitbekamen, was der CEO des Branchengiganten da vorführte, war zunächst offenbar keinem so recht klar, dass da eben eine Revolution angekündigt worden war: Dem Bericht zufolge machte Ballmer bei einer Präsentationsveranstaltung einen Anruf mit einem Mobiltelefon, auf dem das Betriebssystem Windows Mobile lief. Anschließend habe er gesagt: „Das war ein VoIP-Telefonat.“
Ballmer kündigte darin auch an, über eine „offene Plattform“ könnten Microsoft-Anwendungen sogar auf Mobiltelefonen laufen, die ein anderes Betriebssystem als Windows Mobile haben – für manche Beobachter eine Kriegserklärung an die Mobilfunkbetreiber. Das „Voice over IP“ (oder kurz VoiP) genannte Telefonieren über das Internet anstelle des herkömmlichen Telefon- oder eines Mobilfunknetzes gilt als eine der Anwendungen der Zukunft. Schon jetzt sind solche Gespräche, zwischen Kunden von Anbietern wie Skype kostenlos. Mehrere Firmen haben inzwischen Pläne vorgestellt, denen zufolge das Gerät nur dann auf herkömmliche Mobilfunknetze zugreift, wenn es nicht anders geht – und ansonsten billig übers Internet Verbindungen herstellt, wenn ein drahtloser Hotspot in der Nähe ist. Das heißt: Mobiltelefonate werden plötzlich drastisch billiger, sobald man sich in einer entsprechen Funk-vernetzten Gegend aufhält. Einige US-Städte, etwa San Francisco, sind bereits dabei, flächendeckende Funknetze für drahtlosen Internetzugang aufzubauen – überall dort wären in einer Zukunft mit VoIP-Handys Mobilfunkbetreiber abgemeldet. Und auch in europäischen Großstädten sprießen die Hotspots im Moment munter.
Während Skype jedoch im Vergleich zu den Telefonie-Schwergewichten des Weltmarktes noch ein Nischenanbieter ist, könnte Microsoft mit ganz anderer Wucht in den Markt drängen. Zumal das Betriebssystem Windows Mobile 5.0 künftig ohnehin auf vielen Mobiltelefonen laufen wird. Zwar war bei Microsofts Präsentation vor allem von Business-Anwendern die Rede. Laut „The Business“ sagte Ballmer aber auch: „Die meisten Leute haben ein Privatleben und ein Berufsleben. Und sie wollen, dass das Gerät, das sie in der Tasche haben, ihnen auf einen Blick die Information gibt, die sie brauchen, egal, ob es ums Privat- oder ums Berufsleben geht.“ Pikant ist diese Bemerkung nicht zuletzt deshalb, weil Microsoft mit einer ganzen Reihe von großen Mobilfunkanbietern eng zusammenarbeitet, darunter Cingular Wireless, Orange, T-Mobile und Vodafone.
„The Business“ zitiert Peter Erskine, Chef des Mobilfunkanbieters O2 mit den Worten: „Dies ist nicht das erste Mal, dass Microsoft versucht, in den Mobilmarkt einzudringen, und sie haben noch einen weiten Weg vor sich.“ Fragt sich nur, mit welcher Geschwindigkeit sie auf diesem Weg unterwegs sind…