Im Schnitt habe ich 158 Kinofilme pro Jahr in den Jahren 2010 bis 2019 gesehen. Das ergab eine Addition, die ich jüngst im Rahmen einer Zusammenstellung der besten Filme des Jahres unternommen hatte. Wie jedes Jahr, wenn ich von den Auftrags-Medien nach den persönlichen Bestenlisten gefragt werde. Und ich liebe sie, diese Zusammenstellungen. Ich lese sie gerne und trage sie noch lieber zusammen. Bestenlisten liefern eine perfekte Rückschau auf das Vergangene, das vielleicht Verpasste und vor allem liefern sie einen Blick auf den persönlichen Geschmack. Vor einigen Tagen hat der Filmkenner und Autor Rüdiger Suchsland ein paar Freunde und Bekannte gefragt, ob sie Lust hätten auf eine Zusammenstellung ihrer besten Filme des Jahrzehnts. Dabei sollten diese nicht nur zehn Filme wählen sondern ihre besten 21 Filme. Eine schöne Idee.
Veränderungen – private und im Kino
Die Zehnerjahre standen für mich privat wie beruflich unter dem Motto „Veränderungen“. Große Veränderungen. Und was passierte zeitgleich im Kino? Wie lässt sich das Motto des Kino-Jahrzehnts zusammenfassen? Waren die „Zehnerjahre“ ein Jahrzehnt des Kino-Stillstandes, wie mancherorts rückblickend bilanziert wird? Oder gab es Höhen (Fußball-Weltmeisterschaft 2014?) und Tiefen (Fußball-Weltmeisterschaft 2018?) wie im Sport, oder genau wie in meinem Leben? Immer mal wieder haben auch die Kinobetreiber sich in diesen Jahren große Sorgen gemacht. König Fußball, heiße Sommer, Netflix und Co. trieben zahlreiche Sorgenfalten in die Gesichter der Verantwortlichen. Also mussten Attraktionen her. Virtual Reality, Erlebniskino mit schwenk- und rüttelbaren Ledersesseln, eine noch bessere Projektion und noch besserer Sound (Dolby Atmos) usw.. Erlebniskino für das Erlebnis Kino.
Das Kinojahrzehnt und ihre Kinder
Die passenden Filme für das Erlebnis Kino gab es zuhauf in den Zehnerjahren. Fortsetzungen, Sequels und Prequels, die zahlreichen Produktionen des Marvel Cinematic sowie des DC-Universe, die Filmreihen wie Die Tribute von Panem, Fast and Furious (wo sind wir mittlerweile? Teil 9?), Rocky, Rambo, die Familienfilm-Reihen Toy Story, Ich – Einfach unverbesserlich und Co., die zahlreichen Disney-Realverfilmungen
, die vielfach gescholtene Feminisierung des Kinos (Ghostbusters, Was Männer wollen, Star Wars?), große Themen für spannende Diskussionen …Die Liebe und die Bestenliste
Ein, zwei Diskussionen werden vielleicht nach meiner Auswahl für die besten Kinofilme des Jahrzehnts entstehen. So wie bei unseren alljährlichen Diskussionen rund um die Bestenlisten des Jahres im Wochenmagazin. Darüber würde ich mich natürlich sehr freuen. Denn ich liebe Bestenlisten. Sie geben nicht nur viel über einen persönlichen Geschmack wieder sondern liefern auch Hinweise, Empfehlungen, den ein oder anderen Tipp. Ich habe meine Filme auch nach dem Kriterium ausgesucht, ob ich mir diesen Film noch viele Male anschauen könnte und würde. Und ja, meiner Meinung nach sollten diese Filme in jeder Sammlung auftauchen:
2010
Black Swan (Darren Aronofsky)
Un Prophéte (Jacques Audiard)
Senna (Asif Kapadia)
Die Höhle der vergessenen Träume (Werner Herzog)
2011
Unter Dir die Stadt (Christoph Hochhäusler)
The Broken Circle (Felix von Groeningen)
2012
Amour – Liebe (Michael Haneke)
Holy Motors (Leós Carax)
Spring Breakers (Harmony Korine)
Tabu (Miguel Gomes)
Der Geschmack von Rost und Knochen (Jacques Audiard)
Searching for Sugar Man (Malik Bendjelloul)
2013
Blau ist eine warme Farbe (Abdellatif Kechiche)
Only Lovers left alive (Jim Jarmusch)
Under the Skin (Jonathan Glazer)
Inside Llewyn Davis (Ethan Coen, Joel Coen)
2014
Birdman (Alejandro G. Innaritu)
Boyhood (Richard Linklater)
Interstellar (Christopher Nolan)
2016
American Honey (Andrea Arnold)
Toni Erdmann (Maren Ade)
Die Taschendiebin (Park Chan-Wook)
Ava (Léa Mysius)
2018
Roma (Alfonso Cuarón)
Parasite (Bong Joo-ho)
Das waren sie schon, meine Filmempfehlungen.
Und hier noch etwas zum Schauen: Ein sehenswertes Mash Up zum starken Kinojahr 2014: